Warum Latein?
Der Zauber einer vermeintlich toten Sprache
„Du lernst Latein? Aber ist das nicht eine tote Sprache? Was willst du denn damit?“ Auf diese und andere skeptische Fragen musst du gefasst sein, wenn du dich für das Erlernen dieser antiken Sprache entscheidet. Aber ist Latein tatsächlich so tot, wie oft behauptet wird? Oder anders gefragt: Was könnte es ansonsten für Reize geben, sich auch heute noch dieser antiken Sprache zu widmen, die die Menschheit durch so viele Jahrhunderte begleitet hat?
Gastautorin Lea Marie J.
Absolventin des altsprachlichen Gymnasium in Kiel mit einem Anschlussstudium in Latein und Deutsch.
Benötigst Du Nachhilfe? Ich unterstütze Dich gerne!
Motivation für ein Latein Studium
Zugegeben: Latein ist momentan tasächlich (außer im Vatikan und da verschlägt es einen ja eher seltener hin) keine aktive Kommunikationssprache mehr. Wer sich also nur eine neue Sprache aneigenen möchte, um im Urlaub ein paar Sätze parat zu haben oder direkt ins Gespräch zu kommen, ist mit Latein möglicherweise nicht optimal bedient.
Wer aber bereit ist, etwas mehr Geduld und Durchhaltevermögen zu investieren und nicht davor zurückschreckt, sich mit Fleiß und Interesse auf dieses Fach einzulassen, den erwarten eine abenteuerliche Reise in die Antike sowie viele Vorteile und Lektionen fürs Leben.
Berufsmöglichkeiten
Für viele Berufsfelder ist es ein großer Vorteil bereits in der Schule Latein gelernt zu haben. Und zwar nicht nur für die offentsichtlichen Berufe als LateinlehrerIn oder DozentIn – auch für Fächer wie Theologie oder Geschichte sind Lateinkenntnisse Voraussetzung. Und selbst bei einem Studium der Medizin kann es dich einen großen Schritt weiterbringen, angesichts der Tatsache, dass so ziemlich jede Begrifflichkeit dort dem Lateinischen, als langjährige, vereinende Sprache sämtlicher Gelehrten und Wissenschaften, entspringt.
„Latein ist logisch!“
Wie kaum eine andere Sprache verfügt Latein über eine verblüffend logische Grammatik und macht es jungen und alten Lernenden somit leicht, sich mit ihr vertraut zu machen. Genau dieses Logik fördert das
analytische Denken (auch für sämtliche andere Aufgaben!) und hilft ein sicheres Gefühl für Grammatik, Satzbildung und Ausdruck zu bekommen. Es gilt: Wer viel Übersetzen übt, dem gelingt auch das
Formulieren in der deutschen Sprache geschickt und mit mehr Leichtigkeit. Eine klassische Win-Win-Situation!
Und wer jetzt noch denkt, eine moderne, gesprochene Sprache, wäre die einzig richtige Wahl, dem sei gesagt: Latein bietet als Mutter aller romanischen Sprachen eine wunderbare Grundlage zum Erlernen von beispielsweise Italienisch, Spanisch oder Französisch. Wenn du also eine dieser Sprachen gern souverän beherrschen möchtest, können dir Lateinkenntnisse enorm weiterhelfen. Genauso wie beim Verstehen zahlreicher Fremdwörter oder auch Zaubersprüche aus der berühmten Harry Potter-Reihe und und und...
Ein Fenster in die Antike
Im Lateinunterricht lernst du die Sprache des alten Roms - damals Zentrum des Weltgeschehens - kennen, übst dich darin antike Texte zu übersetzen, indem du dir ein Sprachvokabular und den Umgang mit der lateinischen Grammatik aneignest und erfährst ganz nebenbei noch Interessantes und Wissenswertes aus vergangenen Zeiten. Du lernst spannende Geschichten aus der römischen Mythologie über GöttInnen, HeldInnen und Kriege kennen und bekommst einen wertvollen Einblick in Kultur, Religion, Philosophie, Politik und Geschichte der antiken Welt.
Wenn dich also all die atemberaubenden Geschichten und Mythen des sagenhaften Altertums faszinieren, du schon immer einmal die Wahrheiten hinter beeindruckenden Historienfilmen wie „Gladiator“ kennenlernen wolltest und erfahren willst, wer Caesar, Cicero und Co. waren, wie sie wirklich gelebt haben und was ihr Vermächtnis an die Nachwelt ist, dann hält Latein viele spannende Erkenntnisse und Antworten für dich bereit. Lateiner verstehen was es bedeutet 'den Rubicon zu überschreiten' oder die Bedeutung von 'Pax Romana'.
Mit etwas Glück, kannst du dein Lernen sogar noch mit einer Studienreise nach Rom, also in die „ewige Stadt“ krönen. Hier in den (erstaunlich gut erhaltenen) Ruinen vergangener Zeiten, wird so Manchem klar, wie es sich anfühlen kann, Geschichte wahrhaftig zu erleben und Latein mag einem dann weniger tot als vielmehr auf eine beeindruckende Art unsterblich erscheinen.
Bei all dieser Magie und Romantik, darf natürlich nicht außer Acht gelassen werden, dass Latein ein Fach ist, dass trotz aller Logik viel Disziplin und Lernaufwand erfordert. Klar ist: Vokabeln müssen gelernt, Texte übersetzt werden, um stets am Ball zu bleiben. Wer aber bereit ist dieses Investment zu zeigen, den vermag Latein ganz im Sinne seiner bekannten Redewendung „per aspera ad astra“ (→ zu Deutsch: „durch das Raue zu den Sternen“) leiten.